Text zur Ausstellung in der Volksbank Freiburg, 16.Januar bis 10.Februar 1978

An den Küsten des Lichts

Mediterrane Bilder von Hugo Happle

Ein wenig ist Freiburg schon ein "Tor zum Süden", von dem wir alle träumen, nicht zuletzt im kalten Winter. Dort wissen wir Licht, Wärme und Farben, verzauberte Küsten, strahlenden Himmel und leuchtendes Meer. Die Volksbank Freiburg hatte eine gute Idee, Hugo Happles Bilder in ihren Räumen auszustellen. Man freut sich schon, wenn Prof. Happle sich entschließt, seine Bilder einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Denn am liebsten hat er sie, wie seine Kinder, alle daheim in seinen schönen großen Räumen. Er vermag sich schwer von ihnen zu trennen. Im übrigen liegt es ihm nicht, sich zu präsentieren, dafür ist er, bei aller spürbaren Passion fürs Malen und allem spontanen Drang sich mitzuteilen, viel zu bescheiden. Alles Kommerzielle ist ihm sowieso im Zusammenhang mit seinen Bildern fremd. Ich rechne ihn zu den "Stillen im Lande", die das Salz der Erde sind.

Während seiner aktiven Berufsarbeit als Studienprofessor an der Wirtschaftsoberschule war sein Malen überwiegend ein Hobby, allerdings auch damals schon mit ausgesprochener Passion. Wenn er sonntags oder in den Ferien unterwegs war, im Breisgau, auch einmal einen Sprung über die Grenzen nach Westen oder Süden, oder auf Reisen - nicht zuletzt auf Kreuzfahrten, die Küsten des Lichts entlang, die er besonders liebt - malte er nach Herzenslust. "Ich male", sagte er, "unsere sichtbare Welt, weil ich meine, es sei noch eine dankenswerte Aufgabe des Malers, in seiner Übersetzung und seiner künstlerischen Handschrift die Schönheit der Welt im Sinne Hölderlins als den durch Farbe und Form vermittelten Anspruch eines Bleibenden zu zeigen."

Von bäuerlichen Vorfahren aus Fützen am Randen stammend, deren schweres Blut ihm anzumerken ist, wuchs H. Happle im badischen Unterland von Mannheim auf, wo er auf die Spuren Oskar Kokoschkas stieß. Kokoschka zog ihn durch, seine faszinierenden Landschaften und Städtebilder sogleich in seinen Bann. Auf Betreiben des Meisters nahm er an dessen Salzburger Kursen in der "Schule des Sehens" teil und empfing entscheidende Impulse.

Schon Happles frühe Bilder sind geprägt durch sein Temperament und eine starke künstlerische Bewegung. Immer mehr wird die Landschaft im weitesten Sinne das Hauptthema seines Schaffens. Seine reizvollen Aquarelle der Freiburger Landschaft sind uns in guter Erinnerung. Stets von neuem zog ihn die Lust am Reisen, Entdecken und Einfangen der Landschaft ins Bild in die Ferne. Wir finden ihn auf Malreisen in ganz Europa, vor allem aber im Süden, der sich ihm durch die Intensität seiner Farben besonders anbietet. "Die Landschaft ist unerschöpflich wie alles Geistige, und deshalb hielt sie mich ein Leben lang fest", schreibt H. Happle einmal und spricht von der "lautlosen Macht der Bilder".

Wir erleben sie an seinen Bildern, die eine dichte Atmosphäre ausstrahlen und deren Dynamik und kräftige farbliche Akzente uns beeindrucken. Happles geistig-künstlerische Vitalität bestrickt, ob er nun auf Ischia, Rhodos, Elba oder Korfu und Korsika, in Rom, Genua, Tunis, Split, Port Said, Palermo oder Instanbul malt. Er hat sich dabei viele Techniken zu eigen gemacht, Öl, Aquarell, Tempera, Gouache, Pastell, Kohle und Filzschreiber. Man spürt eindringlich, daß sich hier etwas vollzogen hat, das J. P. Hodin, einer der Biographen Kokoschkas, einmal in die Worte faßte, das Erlebnis der Landschaft müsse "durch einen Menschen gegangen sein, um überzeugend Gestalt anzunehmen". Prof. Happle versucht, so hat es einmal ein Kunstkritiker treffend zum Ausdruck gebracht, "in einem weit gespannten Bogen die Wirklichkeit der Weit vom Elementaren wie vom Geistigen her zu erfassen. So kommt er in einem schöpferisch-denkerischen Prozeß dazu, gewisse Phänomene kosmisch und menschlich im Malerischen darzustellen." Man begegnet in ihm einem Künstler, dessen geistig-künstlerische Lebendigkeit stark berührt. Die kräftigen leuchtenden Farben seiner Tempera-Bilder bezaubern, die optischen Reize ihrer atmosphärischen Ausstrahlung sind groß. Und immer wieder sind es das Wasser und der Himmel - dem er in seinen Bildern großen Raum gewährt - deren fast mythische Kraft und Intensität uns in ihren Bann ziehen. H. Happles mediterrane Bilder mit ihrer Schönheit und Leuchtkraft, von denen so starke Emotionen ausgehen, werden sicher für manchen den Anstoß bedeuten, an die Küsten des Lichts zu reisen, die ihm in so beglückenden und verlockenden Bildern dieser Ausstellung begegneten.

Daß Prof. Happle noch auf dem Wege ist und wir noch weitere Steigerungen seines Schaffens erwarten dürfen, verspricht am Rande der Ausstellung sein jüngstes Bild "Thuner See".

Dr. Peter Paal

Bilder

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